Mit dem Int. Bergpreis Schottenring hält ein neuer, heiß diskutierter Wertungsmodus Einzug bei den deutschen Bergrennen. Performancefaktor (Pf) heißt die aktuelle Formel, die vom Weltmotorsportverband FIA für ihre europäischen Prädikatsläufe ersonnen und mittlerweile von einigen nationalen Verbänden übernommen wurde. Besonders in Osteuropa und seit 2022 auch in Österreich wird nach Pf gerannt. Die gewohnten Fahrzeuggruppen und Hubraumklassen sucht man seither dort in den Programmheften vergebens. Pf berechnet aus zahlreichen technischen Details die theoretische Wettbewerbsfähigkeit des Renngerätes, drückt diese mit Pf-Punkten aus. Je weniger davon ein Fahrzeug aufweist, desto schneller sollte es den Berg erklimmen können. In diesem System kann es vorkommen, dass kleine, leichte, weniger stark motorisierte Autos in ein und derselben Abteilung gegen schwere PS-Protze anzutreten haben. In einem Mix, der dann durchaus Suzuki Swift kontra Subaru Impreza WRX STi heißen kann, also Jörg Völker im direkten Duell gegen Pascal Ehrmann. Wenn die FIA-Formel funktioniert, dann sollte der Ausgang offen sein. Der neue Wertungsmodus unterteilt die Tourenwagen-Division 1 in die fünf international üblichen Pf-Gruppen, die sich im nationalen DMSB-Bereich in zehn Klassen aufsplitten. Wobei in der Startabfolge die Pf-Gruppe 5 mit ihren drei Pf-Punkte-Abteilungen c, b und a den Anfang macht. Jeweils zwei Klassen (b und a) umfassen die Pf-Gruppen 4, 3 und 2, die Berg-Monster rennen in der nicht mehr unterteilten Pf-Gruppe 1.
Da an den Parametern des Pf-Faktors weiterhin Feintuning betrieben wird, hat man sich im KW Berg-Cup dazu entschlossen, 2023 für die Ermittlung der Punkte zur Jahresendwertung die Pf-Tagesresultate im Rahmen einer Schattenwertung in das traditionelle Hubraumklassen-Raster umzuwandeln. Klar ist nicht jeder mit dieser Lösung glücklich, aber in der aktuellen, von Krisen und Konflikten geprägten Zeit ist es der einzige halbwegs gangbare Weg, um Tradition und Innovation so gut wie möglich unter einen Hut zu bringen. Dieses Konstrukt bezweckt letztlich auch, die Rennveranstalter nicht durch eine weitere Erhöhung der Anzahl von Klassen zu überfordern. Was nebenbei die Starterfelder in eben diesen minimieren würde. Das alles ist niemands Interesse. Denn das gemeinsame Ziel aller Beteiligten muss es ganz einfach sein Stabilität zu erzeugen, um damit allen Berg-Events eine sichere Basis für die Zukunft zu geben.
Der Pf könnte allerdings dafür sorgen, dass die Karten in der Tageswertung komplett neu gemischt werden, dass auf den Siegerpodesten personell umbesetzt wird. Da es im KW Berg-Cup noch keine reale Erfahrung mit dem Pf-Wertungsmodus gibt, wollen wir uns mit Prognosen hierfür zunächst zurück halten, wollen erstmal die Rolle des aufmerksamen Beobachters einnehmen. Und als solcher festhalten, dass sich am Schottenring mehr als 60 in den KW Berg-Cup und NSU-Bergpokal eingeschriebene Aktive um Punkte bewerben. Bei der Umwertung in die bisherigen Hubraumklassen sind Überraschungen eher nicht zu erwarten, da dürften die Stamm-Favoriten in den Ergebnislisten oben zu finden sein. Wenn es am Ortsausgang von Rudingshain Start frei heißt, dann ist das für vier Piloten und eine Pilotin der Auftakt ins Bergrennleben, wozu wir viel Spaß und Erfolg wünschen. Ein Auge werden wir sicher gezielt auf die drei ehemaligen und den amtierenden KW Berg-Cup Gesamtsieger richten. Das sind in chronologischer Reihenfolge Franz Weißdorn (VW Polo), Holger Hovemann (Opel Kadett), Thomas Strasser Junior und Erwin Buck (beide VW Scirocco). Die drei Letztgenannten sind – normalen Rennverlauf ohne Wetterkapriolen vorausgesetzt – allesamt heiße Kandidaten für das Podest der Gesamtwertung, auf dem Holger Hovemann dank V8-Power 2015 und 2019 den Platz in der Mitte oben inne hatte. Zum erweiterten Kreis der Favoriten in Sachen Tagesschnellste sind Gaststarter Florian Bodin im Porsche 944 GTR Turbo, Vincent Caro mit seinem leichten, flachen TracKing RC01B sowie Michael und Hauke Weber (beide Audi 80 Quattro) zu zählen. In dieser Rechnung darf auch Claire Schönborn nicht außer Acht gelassen werden. Im VW Golf 1 16V ist sie zumindest eine Top-Ten Anwärterin im Ranking Overall. Und wenn mit der Vorbereitung alles glatt läuft, dann wird der fliegende Finne Mikko Kataja seinen jetzt mit einem 2,6-Liter V8-Motor bestückten Toyota Starlet zum ersten Mal auf freier Strecke präsentieren. Um Erfahrungen zu sammeln. Wie wir Mikko kennen, wird er dies mit seinem großen Racer-Herzen im Eilzug-Tempo tun.
Der Saisonauftakt des KW Berg-Cups und des NSU-Bergpokals findet auf dem 3,033 Kilometer langen Teilstück des legendären Schottenrings statt, das von Rudingshain zunächst Richtung Hoherodskopf führt, um dann unter Nutzung eines schmalen Verbindungsweges zweimal links nach Schotten abzubiegen. Nach der Zieldurchfahrt geht es vom Ludwigsbrunnen auf direktem Weg ohne Rückführung über die Strecke zurück zu den Stellplätzen im Fahrerlager. Dadurch ist der Ablauf geschmeidig, ermöglicht pro Wettbewerbstag viele Läufe. Rennmotorensound gibt es übrigens schon am Freitag (21.04.) ab 12:30 Uhr zu genießen. Denn da geht es los mit Einstellfahrten. Die sind eine prima Gelegenheit, um sich nach der Winterpause wieder an das Agieren im Cockpit zu gewöhnen. Und natürlich auch, um eventuell getätigte Umbauten zu testen und das Auto dann im wahrsten Sinne des Wortes neu zu „erfahren“.
Am Samstag gibt es ebenfalls noch reichlich Gelegenheit zum Üben, ab 9.00 Uhr stehen bis zu fünf Trainingssitzungen auf dem Plan. Zur selben Uhrzeit starten sonntags die allesentscheidenden vier Race-Heats, von denen die drei schnellsten Zeiten zum Endresultat addiert werden. Sollte es unerwartet klemmen und dadurch zeitlich eng werden, gibt es die Wertung „die besten zwei aus drei Läufen“. Glaubt man der Wettervorhersage, so sollte es bei Temperaturen im zweistelligen Bereich trocken bleiben. In Verbindung mit der flotten Rückkehr ins Fahrerlager spricht also nichts gegen die Durchführung des vollen Programms. Dieses werden knapp über 70 Rennteilnehmer in Angriff nehmen, dazu gesellen sich noch 44 Akteure der parallel ausgetragenen Gleichmäßigkeitsprüfung. Der Bergpreis Schottenring ist ein reines Tourenwagenrennen. Daher zählt das Event im hessischen Vogelsbergkreis nicht zur Deutschen Berg-Meisterschaft, neben den ersten Zählern für KW Berg-Cup und NSU-Bergpokal geht es noch um Punkte für den DMSB-Automobil-Berg-Cup, den letztes Jahr der KW Berg-Cup-Pilot Ralf Kroll mit seinem Silver Car S2G Evo für sich entscheiden konnte.
Der Veranstalter MSC Rund um Schotten e.V. bittet alle Aktiven und Besucher um besondere Rücksichtnahme auf die Einwohner des Fahrerlagerortes Rudingshain. Diese sind tolle Gastgeber, dafür gebührt ihnen unser Dank. Setzen wir also alles daran, dass dies so bleibt und wir noch oft nach Rudingshain kommen dürfen.